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Was macht eigentlich Peter Hensold?

„Wahnsinn, was damals alles für Spieler hervorgegangen sind”

Verein 16.03.2021, 14:04

Peter Hensold spielte bei den FCA-Junioren unter anderem mit Roland Grahammer, Christian Hochstätter, Raimond Aumann, Armin Veh, Martin Trieb und Bernd Schuster zusammen und schaffte in der Saison 1980/81 den Sprung in die Profimannschaft. Dort kickte er mit dem FCA für ein Jahr in der 2. Bundesliga. Walter Sianos funkte zu ihm durch.

Hallo Peter, wo habe ich dich gerade erreicht?
Zuhause in meinem Büro. Ich bin selbstständiger Versicherungskaufmann und Immobilienmakler.

Es ist schon auffällig, dass viele ehemalige FCA-Spieler gerade aus deiner Generation wie etwa Jürgen Haller, Kurt Kalchschmid, Jürgen Oberhofer oder Stefan Albrecht in der Versicherungsbranche tätig sind.
Das stimmt, aber ich kann dir nicht sagen, warum das so ist. Ich habe nach meinem Abitur eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert und danach über 20 Jahre als Key Account Manager gearbeitet. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr und habe ein Jahr Pause eingelegt. Mit 46 Jahren sattelte ich dann noch einmal um und bin Versicherungskaufmann geworden.
 
Den Namen Hensold kennt man in Augsburg, schon dein Vater Meinrad war hier berühmt-berüchtigt.
Das stimmt, ihn kannte damals anscheinend jeder in der Stadt. Er hat beim TSV Pfersee und beim PSV Augsburg gespielt und war lange Jugendtrainer beim FCA. Ich habe drei Jahre unter ihm trainiert.

Obwohl leider schon verstorben ist er noch heute bei den Stadtwerken Augsburg eine Legende, weil er bei einem Arbeitsunfall einen 30.000-Volt-Schlag überlebt hat. “Wenn oiner des überlebt, dann nur der ‚Henne‘!”
Hör mir auf… (lacht) Ich kann mich natürlich noch gut an diese Situation erinnern, es war wirklich ein Wunder, dass er das überlebt hat. Aber spätestens das hat ihn zur Kultfigur gemacht.

Dein erster Verein war der TSV Schwaben.
Stimmt, ich bin ja kein Oberhauser. Als Sechsjähriger habe ich bei den Violetten angefangen, das war kurz vor der Fusion des TSV Schwaben mit dem BC Augsburg. Im Jahr darauf gab es wegen der Übergangszeit im Rahmen der Fusion im Juniorenbereich den FCA Nord und den FCA Süd.

FCA Nord und Süd? Das höre ich jetzt zum ersten Mal.
Das gab es auch nur eine Saison. Die einen waren auf der Sportanlage Nord, die anderen auf der Sportanlage Süd beheimatet. Ich habe im Süd-Team gespielt, die anderen Jungs wie auch Armin Veh waren im Nord-Team und es gab tatsächlich auch Punktspiele gegeneinander. In der darauffolgenden Saison wurden wir dann allerdings Teamkameraden und spielten gemeinsam in einer Mannschaft.

Deine Kollegen damals waren neben Armin Veh Roland Grahammer, Raimond Aumann, Christian Hochstätter oder Martin Trieb. Die vielzitierte “Goldene Generation”.   
Ja und später kam dann auch noch Bernd Schuster dazu. Das war schon Wahnsinn, was damals alles für Spieler hervorgegangen sind. Dass Bernd Schuster zum FCA gewechselt ist, war übrigens auch ein Verdienst meines Vaters, der hatte ein super Verhältnis zum damaligen Vorsitzenden der SV Hammerschmiede.

Armin Veh hat einmal in einer geselligen Runde gesagt, dass du vom Quartett Hochstätter, Grahammer, Veh und Hensold der Talentierteste warst, was Technik und Ballgefühl angeht.
Das freut mich natürlich, wenn der Armin so etwas über mich sagt. Aber die anderen Jungs waren mir dafür in Dingen wie Athletik und Robustheit überlegen und in meinen Augen waren Veh und Schuster die zwei besten Spieler, mit denen ich beim FCA gespielt habe.

„Nach dem Spiel haben die Fans den Platz gestürmt. Wir dachten schon, die wollen uns an den Kragen.“

Du hast alle Nachwuchsteams des FCA durchschritten.
Das stimmt. Mit 18 Jahren habe ich nach der Jugend ein Jahr in der Landesliga bei den FCA-Amateuren gespielt, durfte bei den Profis mittrainieren und saß auch bei den Punktspielen öfter auf der Bank. In dieser Saison hatte ich auch meinen ersten Einsatz. Der FCA ist damals in die 2. Bundesliga aufgestiegen und ich bekam einen Lizenzspielervertrag. Aber leider ging es nach einer Saison schon wieder runter und ich bin zum TSV Schwaben in die Bayernliga gewechselt.

Und wieso bist du dich nicht wie einige deiner FCA-Kumpels bei Bayern München oder Borussia Mönchengladbach gelandet?
Für mich war schon früh klar, dass ich einen sicheren Weg einschlage, mit Abitur und Ausbildung. Danach war ich einfach schnell in meinem Job verankert und dort auch sehr erfolgreich.

Liegst du nachts ab und zu im Bett und grübelst, was wäre wenn…?
Klar hat man solche Gedanken. Der Fußball hat heute einen unheimlichen Stellenwert und es wäre schon auch ein schönes Gefühl gewesen, beispielsweise 100 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel zu haben. Aber ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben und habe definitiv alles richtig gemacht.

Nach den Schwaben folgte der TSV Dasing. Ein Verein, der in den 80er-Jahren für viel Furore im Amateurfußball gesorgt hat.
Ich hatte bei den Schwaben fünf tolle Jahre. Wir haben mit 1860 München in der Bayernliga gespielt und die Löwen auch einmal im Grünwalder Stadion 2:1 besiegt. Dabei konnte ich ein Tor erzielen. Nach dem Spiel haben die Fans den Platz gestürmt. Wir dachten schon, die wollen uns an den Kragen. Ziel ihrer Wut war aber das eigene Team, uns haben sie zu unserem Erstaunen abgefeiert. (lacht) Und dann folgte 1986 ein wahnsinnig gutes Angebot vom TSV Dasing. Der Verein war damals sehr ambitioniert und ist in einigen Jahren bis in die Landesliga durchmarschiert. Ich habe in der ersten Saison 16 Tore geschossen und wir haben sogar zwei Mal den FCA aus dem Pokal gekickt. Einmal war Helmut Haller, das andere Mal Armin Veh der FCA-Trainer.


Stimmt es, dass Dasing damals Spieler mit gratis Grundstücken gelockt hat?
Das hat man immer behauptet, ich habe jedenfalls keines geschenkt bekommen. (lacht) Ich habe zwar tatsächlich in Dasing gebaut, aber auch brav dafür bezahlt. Die Auswärtsspiele mit dem TSV Dasing waren wegen des von dir angesprochenen Images des Klubs aber schon oft ein ziemlicher Spießrutenlauf, wir wurden immer wieder beschimpft.  

Du warst ein klassischer Zehner und bist in den 70er-Jahren groß geworden, als Spieler wie Wolfgang Overath und Günter Netzer die Könige des Mittelfelds waren. Wer war dein Vorbild?
Ich war Fan von Borussia Mönchengladbach und glühender Anhänger von Günter Netzer und Rainer Bonhof. Bei einem Spiel der Borussia in Augsburg hatte ich einmal durch Bekannte die Möglichkeit, Bonhof zu treffen und wir haben fast eine halbe Stunde miteinander gesprochen. Das war für mich damals ein echtes Highlight.

Deine Spezialität waren Freistöße. Wenn der Ball 20 Meter vor dem Tor lag, zappelte er auch meist im Netz.
Ja, nur hat mir Jürgen Kedrusch bei Dasing dann immer den Ball vor der Nase weggeschnappt. (lacht) Mein Problem war, dass ich zu sehr Zehner war, wenn ich zusätzlich mehr Sechser gewesen wäre, wäre ich sicher erfolgreicher geworden.

Du bist regelmäßig bei den Heimspielen in der WWK ARENA. Gladbach hin oder her, der FCA ist schon dein Klub, oder?
Klar, der FCA ist mein Verein und steht auch an erster Stelle, erst dann folgen Gladbach und Borussia Dortmund.

Und der Zufall will es, dass der FCA ausgerechnet nun gegen Borussia Mönchengladbach spielt.
Ich drücke natürlich dem FCA die Daumen, und hoffe, dass die drei Punkte hier in Augsburg bleiben. Der FCA muss unbedingt die Klasse halten und noch lange in der Bundesliga spielen, weil das einfach extrem wichtig für die Stadt und unsere Region ist. (ws)

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Stadionkurier